Freitag, 23. April 2021

Identität und Landschaft

 Kurt Krammer:


(...)
Insbesondere sind es landschaftlich bestimmende, markante oder außergewöhnliche Orte, die ein fixer Bestandteil der regionalen Beheimatung sind und damit auch als Referenzpunkte für ein Gefühl der Zusammengehörigkeit dienen.
(...)
Sinngebende bzw. religiöse regionale Orte werden häufig als "heilig", "heilend", "spirituell" und als "Kraftorte" erlebt. In diesem Diskurs um Raum und Materialität als Emittenten von Energie, und Person als Rezipient von Energie spielen Intuition und eine besondere Sensibilität der Sinne eine wichtige Rolle. Personen mit dem Anspruch oder der Zuschreibung von besonderen Fähigkeiten genießen zuweilen hohes Ansehen als Vermittler, als "Schamanen", "Priester", "Heiler" etc.
Durch besondere Orte konkretisiere Konstellationen der Natur- und Weltdeutung können dabei zum Anker und Fixpunkt individueller und kollektiver Identitätsbildung und Sinndeutung und somit Orientierungsgeber im Rahmen einer Lebensweg-Navigation werden. Vertraute regionale Landschaften und markante Naturphänomene, so wie der im Südwesten der Stadt Salzburg vorgelagerte Untersberg, bilden so einen Fixpunkt für alternative spirituelle Kultur.

Foto: Naturaltar vor dem Untersberg

Mein Statement:

Eine durchaus ansprechende Erklärung für die Entstehung und Bedeutung von Kraftorten und ihren Zusammenhang mit dem Untersberg.

Donnerstag, 22. April 2021

Katholizismus und Alpenspiritualität

 Dr. Rötting u. a.

Katholizismus und Alpenspiritualität


Die bisher aufgezeigten Narrative bewirken eine interreligiöse Performanz im Subjekt, wenn die Narrative miteinander verwoben werden und die Sinnkarte des Alpenschamanismus sich mit Sinnstrukturen traditioneller Religionen wie dem Christentum verbinden. Dargestellt werden soll dies exemplarisch durch Aussagen von zwei katholischen Seelsorgern, die am Untersberg und mit seinen Narrativen arbeiten Zunächst die Perspektiven von Diakon David Ho Zehnter (…):



„Nun, es ist die Haltung gegenüber, oder ich möchte sagen: unsere Haltung in und mit der Natur. Alles, was ist, ob wir es sehen oder nur spüren, ist beseelt, das heißt, erfüllt von Geist. (…) Übrigens, im Schamanismus können es auch mehrere Geister sein, gute und böse, die in und um uns wirken, je nach regionalem religiös-kulturellem Kontext.“

Ein wesentlicher Anknüpfungspunkt ist für Zehnter der Heilige Geist der Trinität und der Gute Geist des Schamanismus. Durch die doppelte Vernetzung, etwa in Bezug auf Rituale wie Rasseln und Trommeln bzw. Glockenläuten in der Kirche, oder der Weihrauch, werden die Sinnkarten gebunden:
„Im Schamanismus spielen gewisse rituelle Handlungen eine Rolle – ebenso wie im Katholizismus und in der griechischen Orthodoxie – so das Weih-Räuchern von Räumen, Gegenständen und Personen; das hat reinigende und heilende, ja heiligende Funktion. Oder das Rasseln und Trommeln im Schamanismus, wie es auch Riten in diesen Konfessionen z. B. Bei der Wandlung im Gottesdienst oder beim Glockenläuten der Kirchen zeigen; im Schamanismus bedeutet das Rasseln die Herbeirufung des guten Geistes aus der Transzendenz in unsere Erfahrung von Wirklichkeit; im Trommeln vernehmen wir das Ankommen des guten Geistes zu Pferd; langes Trommeln versetzt die Teilnehmenden in Trance und so in Transzendenzerfahrung (…).“
„(...) der Untersberg, der spielt als Heiliger Ort für schamanisch geleitete Menschen hier in der Umgebung eine große Rolle. Ich habe über diesen Berg mehrere Liedertexte geschrieben, die gelegentlich von mir vorgetragen werden. (...)“
Das Untersberglied

Hoher Untersberg wir grüssen dich und jeden guten Geist.
Unser Schöpfer sei gepriesen, der den Weg zu dir uns weist.
Heilig bist du in den Alpen und im Berchtesgadner Land.
Gams und Adler, Raben, Falken leben in der Felsenwand.
Berg der Sagen und der Mythen. Sieben Kirchen sind erbaut.
Weisheit in Mariens Garten; Wunder hab ich dort geschaut.
Tief in deinen dunklen Wäldern blüht die blaue Akelei.
An dem Bergquell meiner Freiheit steht die Zeit ganz still dabei.
Freunde schützt des Berges Schönheit, denn sie schenkt uns neue Kraft.
Lobt den Schöpfer allen Lebens, der die Erde neu erschafft.
Hoher Untersberg wir grüssen dich im grossen Alpenreich.
Herz Europas sei gepriesen. //Frieden allen Menschen gleich.//

David*Ho Zehnter

Dienstag, 20. April 2021

Untersbergpfarrer

 Martin Rötting u. a.:

Für Schmatzberger hat der Untersberg eine besondere Bedeutung als Ort der Zwischenwelt der Verstorbenen. (…)
Als Initiator des "Marienheilgartens" in Großgmain, der neben Symbolen herkömmlicher christlicher Religiosität auch Elemente aus anderen Traditionen, aus Naturmystik, Volksglauben und anderen spirituellen Bereichen enthält, ist Schmatzberger auch immer wieder Debatten ausgesetzt. (…)
"Denn wir glauben, dass hinter jeder materiellen Erscheinungsform ein geistiges Prinzip steht. Das Weltall ist nicht eine Anhäufung von toten Körpern, es ist ein lebendiger Organismus, der beseelt ist von guten Mächten. die das ganze zusammenhalten, ordnen und beleben." Zitat Schmatzberger
Mit Blick auf die Frage nach interreligiöser Performanz sind die Aussagen von Schmatzberger im Blick auf die Verbindung der verschiedenen Interpretationsmöglichkeiten und Narrative wesentlich. Es entsteht auf diese Weise eine für Schmatzberger saliente Sinnlandkarte, in der der Untersberg einen symbolisch wichtigen Bezugspunkt darstellt, der reale Umgebung und Sinn-Struktur verbindet.

Pfarrer Herbert Josef Schmatzberger und Rainer Limpöck
beim BR-Interview am Salzburger Hochthron

Mein Statement:

Der Pfarrer und der Untersberg nehmen in dieser Bioregion einen besonderen, alles verbindenden Platz ein. Manche bezeichnen ihn schon zu Lebzeiten als einen heiligen Mann.

Montag, 19. April 2021

Dohlenfriedhof und Rabenvermächtnis

 Julia Tschertou:


"Im Alpenschamanismus verbinden sich Ideen der Tiefenökologie nicht nur mit der Volkskultur, sondern auch mit aktuellen internationalen Themen - so etwa im Zusammenhang mit dem Dohlenfriedhof, einer Fläche in einer Felsspalte der Schellenberger Eishöhle am Berg, wo zahlreiche Skelette von Bergdohlen gefunden wurden. Angeblich ziehen sich die Dohlen dorthin zurück, "wenn sie wissen, wann der Zeitpunkt für sie gekommen ist". Biologen gehen davon aus, dass die Vögel sich für diesen dunklen und ruhigen Raum zum Sterben aussuchen, ein Verhalten, das bei einigen anderen Tierarten bekannt ist.
(...)
Der Dohlenfriedhof als symbolischer Ausdruck des Klimawandels hat daher Potential, für den interreligiösen und interspirituellen Dialog integrativ zu wirken."




Mein Statement:

Meine Gedanken zu jedem Tierfriedhof im Untersberg formulierte ich noch bevor das Naturbestattungsunternehmen PAX NATURA  eine Urnenbestattungsfläche im Osten der Hochfläche beim Hirschanger einrichtete. Nun darf sich auch der Mensch seinen letzten Ruheort am/im Berg erwählen.

Und die Raben? Sie fliegen immer noch um den Berg. Der Percht sei dank!


Eine Dohle am Gipfelkreuz des Salzburger Hochthrons

Sonntag, 18. April 2021

Dark Green Religion

 Veronika Friedrich:

"Im Alpenschamanismus wird der Natur eine eigene Art des Lebens, eine Persönlichkeit oder sogar Intelligenz zugeschrieben. (...)
Vielmehr spricht der Autor von Religionen, die das Göttliche in der Natur und dem Wesen der Erde ansetzen.(...)
Im UmweltaktivistenInnenmilieu werden laut Bron Taylor oftmals apokalyptische Vorstellungen und Weltuntergangsszenarien dargestellt. (...)
Rainer Limpöck selbst spricht von einer guten und einer bösen Seite des Untersbergs. Anhand von Beispielen erklärt er, dass der Berg sich gegen menschliche Misshandlungen wehrt. So habe ein Bauer, um seinen Acker am Fuße des Untersbergs zu begradigen, "heilige Steine" entfernt. Kurze Zeit später hatte der Bauer einen schweren Unfall und ist seither gelähmt, was laut Rainer Limpöck von der Kraft des Untersbergs ausging. Auch spricht Limpöck von Zeitlöchern, in die Menschen fallen können und erst Jahrzehnte später von der Unterwelt in die Oberwelt treten - eine weitere düstere Seite. Dark Green biete durchaus einen theoretischen Rahmen, um vorkommende Lesarten des Untersbergs einzuordnen."

Mein Statement:

Schamanismus ist keine Religion sondern eine Weltanschauung, allerdings ist es nachvollziehbar, dass Vertreter der Konfessionen - in diesem Fall eine katholische Lehreinrichtung - dies aus ihrem Kontext/Verständnis heraus anders sehen und interpretieren. Daher ist auch die Zuordnung zu einer Dark Green Religion nach Bron Taylor für mich nicht richtig.

Die verschiedenen Charaktereigenschaften des Berggeistes vergleiche ich mit denen anderer Wesen - ob Mensch, Tier oder Pflanze, so hat eben auch der Berg gute und böse Seiten, die ich allerdings als "licht und dunkel" bezeichne, um dies für unser Wahrnehmungsvermögen besser verständlich zu machen, da diese Seiten optisch gut zu sehen sind mit der dunklen bewaldeten Nordseite und mit der lichten felsigen Südseite. Die Ost- und Westseiten sind die Zwielichtzonen.
Das Zitat aus dem Interview mit mir muss ich berichtigen:
Mein Beispiel eines Bauern bezog sich nicht auf einen regionalen Bauern, sondern auf einen aus dem Pinzgau. Dennoch kenne ich ein ähnliches Beispiel eines Bauern aus der Untersbergregion, der im Bereich eines altbekannten Kultgeländes (Langacker bei Bad Reichenhall) versuchte zur Stallerweiterung einen großen Stein auf seinem Acker zu entfernen. Auch er erkrankte schließlich und starb sogar wenige Jahre später.
Solche Beispiele kenne ich viele. Sie alle stehen jedoch letztlich nur für (m)ein tiefenökologisches Verständnis zum Umgang des Menschen mit seinem Heimatplaneten. Und dabei ist es wichtig, dass wir uns sowohl mit der Erde und ihren Energien und ihrer Heiligkeit auseinandersetzen und dabei unsere eigenen Energien und unsere eigene Heiligkeit als ein kosmisches Wesen erkennen und verstehen.

Der Langacker - Archäologisch belegtes wichtiges Kultzentrum Bayerns

Ein Erdenergievortex am Eingang in die innere Alpenregion

Interreligiöse Performanz

Dr. Rötting:

"Die leitende Frage hierbei ist, inwiefern durch die besondere synkretistische Vielfalt eine eigene Form interreligiöser Performanz entsteht, die unterschiedliche Traditionen und Traditionsbruchstücke miteinander zu einem neuen Narrativ verwebt."

Mein Hinweis:

Ein Narrativ ist eine sinnstiftende Erzählung, die Einfluss hat auf die Art, wie die Umwelt wahrgenommen wird. Es transportiert Werte und Emotionen, ist in der Regel auf einen bestimmten Kulturkreis bezogen und unterliegt dem zeitlichen Wandel. In diesem Sinne sind Narrative keine beliebigen Geschichten, sondern etablierte Erzählungen, die mit einer Legitimität versehen sind“
(Wikipedia).


Alpenschamanischer Altar am Salzburger Hochthron


Samstag, 17. April 2021

Besonderheit des Untersberges

Pfarrer Schmatzberger:

"Dass der Untersberg etwas Besonderes ist, davon bin ich überzeugt, ein wichtiger Punkt in Europa oder vielleicht für den ganzen Planeten. (...) wie viele Leute sich hier am Untersberg ansiedeln und sich damit beschäftigen, das ist schon ein Phänomen, das gibt's von keinem anderen Berg."

Mein Statement:

Das entspricht auch meiner Erfahrung und vor vielen Jahren vernahm ich die Aussage, dass sich am Untersberg ein spirituelles Zentrum bildet. Wir stecken mitten drin.


Untersbergpfarrer Herbert Joseph Schmatzberger und Untersbergschamane Rainer Limpöck
am 15. Juni 2017 bei einem Dreh des Bayerischen Fernsehens


Identität und Landschaft

 Kurt Krammer: (...) Insbesondere sind es landschaftlich bestimmende, markante oder außergewöhnliche Orte, die ein fixer Bestandteil der reg...