Dr. Rötting u. a.
Katholizismus und
Alpenspiritualität
Die bisher aufgezeigten Narrative bewirken
eine interreligiöse Performanz im Subjekt, wenn die Narrative
miteinander verwoben werden und die Sinnkarte des Alpenschamanismus
sich mit Sinnstrukturen traditioneller Religionen wie dem Christentum
verbinden. Dargestellt werden soll dies exemplarisch durch Aussagen
von zwei katholischen Seelsorgern, die am Untersberg und mit seinen
Narrativen arbeiten Zunächst die Perspektiven von Diakon David Ho
Zehnter (…):
„Nun, es ist die Haltung gegenüber, oder ich
möchte sagen: unsere Haltung in und mit der Natur. Alles, was ist,
ob wir es sehen oder nur spüren, ist beseelt, das heißt, erfüllt
von Geist. (…) Übrigens, im Schamanismus können es auch mehrere
Geister sein, gute und böse, die in und um uns wirken, je nach
regionalem religiös-kulturellem Kontext.“
Ein wesentlicher
Anknüpfungspunkt ist für Zehnter der Heilige Geist der Trinität
und der Gute Geist des Schamanismus. Durch die doppelte Vernetzung,
etwa in Bezug auf Rituale wie Rasseln und Trommeln bzw. Glockenläuten
in der Kirche, oder der Weihrauch, werden die Sinnkarten
gebunden:
„Im Schamanismus spielen gewisse rituelle Handlungen
eine Rolle – ebenso wie im Katholizismus und in der griechischen
Orthodoxie – so das Weih-Räuchern von Räumen, Gegenständen und
Personen; das hat reinigende und heilende, ja heiligende
Funktion. Oder das Rasseln und Trommeln im Schamanismus, wie es auch
Riten in diesen Konfessionen z. B. Bei der Wandlung im Gottesdienst
oder beim Glockenläuten der Kirchen zeigen; im Schamanismus bedeutet
das Rasseln die Herbeirufung des guten Geistes aus der Transzendenz
in unsere Erfahrung von Wirklichkeit; im Trommeln vernehmen wir das
Ankommen des guten Geistes zu Pferd; langes Trommeln versetzt die
Teilnehmenden in Trance und so in Transzendenzerfahrung (…).“
„(...)
der Untersberg, der spielt als Heiliger Ort für schamanisch
geleitete Menschen hier in der Umgebung eine große Rolle. Ich habe
über diesen Berg mehrere Liedertexte geschrieben, die gelegentlich
von mir vorgetragen werden. (...)“
Das Untersberglied
Hoher Untersberg wir grüssen dich und jeden guten Geist.
Unser Schöpfer sei gepriesen, der den Weg zu dir uns weist.
Heilig bist du in den Alpen und im Berchtesgadner Land.
Gams und Adler, Raben, Falken leben in der Felsenwand.
Berg der Sagen und der Mythen. Sieben Kirchen sind erbaut.
Weisheit in Mariens Garten; Wunder hab ich dort geschaut.
Tief in deinen dunklen Wäldern blüht die blaue Akelei.
An dem Bergquell meiner Freiheit steht die Zeit ganz still dabei.
Freunde schützt des Berges Schönheit, denn sie schenkt uns neue Kraft.
Lobt den Schöpfer allen Lebens, der die Erde neu erschafft.
Hoher Untersberg wir grüssen dich im grossen Alpenreich.
Herz Europas sei gepriesen. //Frieden allen Menschen gleich.//
David*Ho Zehnter